Cosplay und Gender
Interview mit Zoe Fuchs, Cosplayerin
Inwiefern spielt Gender im Cosplay eine Rolle?
Ich weiß nicht, ob Gender im Cosplay überhaupt noch eine Rolle spielt – ich habe aufgehört, das tatsächliche Geschlecht der Cosplayer wahrzunehmen. Ich nutze entweder die Pronomen der dargestellten Charaktere – er oder sie – oder ich frage, wie die Person angesprochen werden möchte. Wenn ich z. B. einen Charakter wie Captain America annehme – er nutzt eigentlich männliche Pronomen – und erstelle mir aber ein feminines Design für Captain America, benutze ich dafür trotzdem männliche Pronomen. Es geht also darum aufzulösen, dass gewisse Körperteile, Farben oder Designs automatisch für ein Geschlecht stehen.
Würdest du sagen, Gender als soziale Kategorie wird im Cosplay kritisch verhandelt?
Cosplay und die LGBT-Community haben eine große Schnittmenge. Unter diesen Cosplayern gibt es ein hohes Bewusstsein für Geschlechter- und Sexualitätsentwürfe. Insbesondere trans*Personen haben die Möglichkeit, andere Geschlechter auszuprobieren. Crossplay, also die Kostümierung als ein Charakter eines anderen Geschlechts in einem Computerspiel, ist eine beliebte Art der Performance im Cosplay. In meinem Freundeskreis gibt es einige Personen, die die Frage eindeutig bejahen würden, ob Cosplay ihnen geholfen hat, ihr eigenes soziales Geschlecht zu ergründen.
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Cosplay und die
LGBT-Community
haben eine große
Schnittmenge.
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Wie wird mit Stereotypen Darstellungen von Geschlechtern im Cosplay umgegangen?
In der Abbildung von Geschlechterklischees und sexistischen Darstellungen habe ich den Eindruck, dass sich Cosplay zunehmend wandelt. Früher wurden vornehmlich Charaktere aus Animes performt, die sehr häufig sexistische Frauenbilder widerspiegelten. Heute ist die Bandbreite viel größer. Neben Animes sind vor allem Comicfiguren Vorlagen für die Kostüme, aber auch Interpretationen von abstrakteren Bildern, etwa die sieben Todsünden, die anthropomorph umgesetzt werden. So entsteht eine ganze Bandbreite an Charakteren, die innerhalb einer Serie oder eines gewissen Fandoms enorm viele Darstellungsformen hervorbringen.
Spiegeln sich diese Darstellungsformen oder die Anwendung von Crossplay oder Genderbending auch zurück in die Fernsehserien und Comics?
Vor allem im Indie-Bereich gibt es eine Art Korrespondenz zwischen Fandom und den Serien oder Comics. Dort werden gelegentlich Charakterentwicklungen aus der Fanszene aufgenommen. Bei den großen Produktionen kommt es eher selten vor. Mein Lieblingsbeispiel ist natürlich „Transformers“. Als Roboter haben Transformers zunächst kein Konzept von Geschlecht, nutzen aber männliche Pronomen. Für spezifische Kontexte nutzen diese Roboter aber mittlerweile Holo-Avatare in menschlicher Gestalt – da gibt es dann auch feminine Avatare.
Interview: Nadine Rousseau
→ Zoe Fuchs (*1996) ist Cosplayerin, Fan der „Transformers“ und schreibt ihre Bachelor-Arbeit in Film und Fernsehwissen-schaften zur Darstellung von Geschlecht in Medien am Beispiel der „Transformers“.
Foto: Zoe Fuchs
Grafik: moxie.de