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Digitales Deutschland. 5 Expertisen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz

Im Rahmen des Projekts “Digitales Deutschland“ legt das JFF – Institut für Medienpädagogik mit seinen Kooperationspartnern seit 2020 einen Schwerpunkt auf das Thema „Künstliche Intelligenz“. Es geht um den kompetenten Umgang mit KI-Technologien und die Frage, inwieweit sich die Gewichte im Verhältnis von Mensch und Maschine zu verschieben beginnen. Dazu wurden fünf Expertisen bei ausgewiesenen Expert*innen in Auftrag gegeben, die das Themenfeld aus informatischer, kommunikationswissenschaftlicher, soziologischer, bildungswissenschaftlicher und medizinischer Perspektive behandeln.

Künstliche Intelligenz in der Informatik

Prof. Dr. Ira Diethelm ist Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Informatik und diskutiert in ihrer Expertise einen Vorschlag für eine „KI-Literalität“ und die Notwendigkeit einer verpflichtenden Einbindung von informatischen Kompetenzen im Schulsystem. Denn nur, wenn man KI erklären (explainable AI) und damit hinterfragen und verstehen könne, verliere sie ihre magische Aura und erscheine weniger angsteinflößend. Im Sinne einer Emanzipation aller Bürger*innen empfiehlt Diethelm, „dass nicht nur nach nötigen Kompetenzen zum Einsatz von (gegebenen) KIs gefragt wird, sondern die Möglichkeiten zur Teilhabe an ihrer Mitgestaltung durch die Fragerichtung explizit eingefordert und nicht ausgeschlossen wird.“

Künstliche Intelligenz in den Medizin- und Lebenswissenschaften

Prof. Dr. Joachim Schultze, Leiter der Abteilung Genomik und Immunregulation am Life & Medical Sciences-Institut (LIMES) der Universität Bonn, wendet sich sowohl gegen die Dämonisierung von KI in populärwissenschaftlichen Abhandlungen als auch gegen die Vorstellungen einer übermenschlichen KI („Super“-KI oder technische Singularität). Diese verweist er in das Reich der Science-Fiction. KI beeinflusse schon heute unser Leben positiv, etwa bei der Entschlüsselung von Genomsequenzen bei Tumorerkrankungen oder der Beurteilung von Röntgenbildern. Deshalb sei die zentrale Frage, „wie wir eine auf europäischen Werten aufbauende KI entwickeln“ können. Die Grenzen der KI liegen für Schultze dort, wo sinnorientierte oder moralische Probleme gelöst werden müssen, für die KI und Computer keine Lösungen anbieten können. Letztendlich sei das menschliche Gehirn „nicht nur tausendfach energie-effizienter als heutige Computer, sondern auch um ein Vielfaches flexibler.“

Künstliche Intelligenz in den Bildungswissenschaften

Prof. Dr. Kerstin Mayrberger ist Professorin für Lehren und Lernen an der Hochschule mit dem Schwerpunkt Mediendidaktik. Am Beispiel von Learning Analytics untersucht sie, wie KI-Systeme eingesetzt werden können, um Lehrkräften den Zugang zu datengestützten Entscheidungen zu ermöglichen. Sie fordert eine Bildungsdatenkompetenz aller Lehrenden, um zu „besseren individualisierten und diversitätsgerechteren Entscheidungen im Kontext von Lehren und Lernen“ zu gelangen.

Selbstbestimmtes Verbraucherhandeln in KI-gestützten IT-Infrastrukturen

Prof. Dr. Jörn Lamla lehrt als Professor für Soziologische Theorie sowie Direktor am Wissenschaftlichen Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) an der Universität Kassel. Er stellt sich die Frage, wie angesichts automatischer Entscheidungssysteme und lernenden KI-Algorithmen kritische Kompetenz und „die für selbstbestimmtes Handeln wichtige Urteilskraft“ aufgebaut bzw. erhalten werden können? Denn die Fähigkeit, kritische Kompetenzen aufzubauen, werde zunehmend durch digitale Entscheidungsarchitekturen ausgehöhlt. Diese stupsen in patriarchaler Weise das „richtige“ Verhalten an und verabschieden sich vom Paradigma selbstbestimmter Individuen. Eine Verschiebung und Vorverlagerung der Bewertungsmaßstäbe weg von Individuen hin zu Maschinen ist das zentrale Thema dieser Expertise.

Reflexionen aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive

Dr. Harald Gapski, Leiter des Bereichs Forschung am Grimme-Institut, sieht den Menschen „vor fundamentale Fragen seiner Identität, Souveränität und Freiheit“ gestellt. Mit vorgezeichneten Lernpfaden, herkömmlichen quantifizierenden Kompetenzmodellen und totalüberwachten Lernumgebungen ist ihnen nicht beizukommen. Im Zentrum seiner Überlegungen steht deshalb ein ganzheitlicher Bildungsbegriff im Sinne einer umfassenden Persönlichkeitsbildung. Diese führt im besten Fall dazu, die kommenden Entwicklungen als „starkes Subjekt“ mitzugestalten.

Digitales Deutschland“ ist ein Projektverbund bestehend aus dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, der Universität Siegen, Lehrstuhl für Medien und Kommunikation und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Abteilung für Medienbildung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert den Verbund.