Künstliche Intelligenz – der menschliche Faktor
Stellen Sie doch der KI-Suchmaschine phind einmal die Frage: „Was ist die Woke-Bewegung?“ und vergleichen Sie die Antwort mit der Einschätzung aus unserem Programmheft 2021. Oder lesen Sie das Interview zum digitalen Kapitalismus, das der Medienpädagoge Heinz Moser mit ChatGPT Anfang 2023 geführt hat. Sie werden feststellen: Die Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in rasanter Geschwindigkeit entwickelt. Unlängst öffnete ChatGPT seinen Dienst in einer offenen Beta-Phase für alle. Neben besseren Suchergebnissen ist die KI heute bereits in der Lage, komplette Programmcodes für Software zu generieren und Sachverhalte weitaus umfänglicher darzustellen als noch vor einem Jahr.
Mit der Öffnung von ChatGPT für alle User*innen zeigten sich auch gleichermaßen Probleme, einem Missbrauch der KI vorzubeugen. Denn mit dem System zu experimentierten, seine Grenzen und ethisch-moralischen Sperren auszutesten, ist dank sogenannter Jailbreaks völlig unkompliziert möglich. Ähnliches zeigten die Ergebnisse der derzeit leistungsstärksten Bild-Generator-KI midjourney der Firma OpenAI. Das Bild von Papst Franziskus in einem weißen Winter-Daunen-Mantel oder das der Verhaftung des Ex-Präsidenten Trump durch das NYPD auf den Straßen von New York ging durch die internationale Presse. Der Dienst stellte nach öffentlicher Kritik (u. a. durch Elon Musk oder Ex-Chef-KI-Entwickler bei Google Geoffrey Hinton) die kostenlosen Nutzungsmöglichkeiten „wegen Missbrauchs“ ein.
Doch an anderer Stelle geht die Entwicklung der KI weiter … Durch die Interaktion mit uns Menschen hat die KI, die bislang nur mit Informationen aus dem Internet gefüttert wurde, auch sozial dazugelernt, längst sind auch Dialoge mit der KI möglich. Voraussetzung für die Nutzung sämtlicher Funktionen der KI ist und bleibt bislang: Nur wer in der Lage ist, Befehle korrekt zu formulieren, wird die KI auch dazu bewegen, passende und korrekte Ergebnisse auszuspucken. Die Kulturelle Medienbildung steht damit vor einer großen Herausforderung: Die Bildungsschere ist vorprogrammiert. Der Königsweg könnte sein, Lernszenarien unter Einbeziehung der KI zu schaffen, um die „Blackbox“ transparent zu machen und zu zeigen, wie KI überhaupt funktioniert. Eine Mensch-Maschine- Interaktion will trainiert sein. Dazu braucht es aber noch geeignete Vermittlungsmethoden …
Autor*in:
Horst Pohlmann
→ Kurs-Tipps: „Künstliche Intelligenz in der Bildung“ 29.4. – 3.5.2024 und „Ausbruch ins Unbekannte – Escape-Szenarien rund um KI“ 26.8. – 30.8.2024