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Collage mit Portrait von Friedrich Schiller

Friedrich Schiller (1759 – 1805) setzte darauf, dass Menschen Freiheit und dadurch Einheit mit sich selbst erfahren müssen, um ganz Mensch sein zu können. Freiheitserfahrung sammeln Menschen im Spiel, in der Fantasie und wann immer sie in Alltag, Kunst und Wissenschaft kreativ sein können. Wichtigstes Ziel der Kulturellen Bildung sollte daher sein, Menschen jeden Alters ihren freien Geist und ihre Kreativität entdecken zu lassen und sie darin zu bestärken, auf beides zu vertrauen.

Friedrich Schiller war ein Vordenker für das große Vertrauen, das wir in die menschliche Kreativität setzen. Zeit seines Lebens suchte er nach Antworten auf alle wichtigen Fragen der menschlichen Existenz – und das nicht nur als Künstler und Philosoph. Schiller studierte Rechtswissenschaften, promovierte in Medizin und fragte als Historiker nach dem Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Individuum. Er war Geflüchteter und obwohl er aufgrund schwacher Gesundheit und häufiger finanzieller Sorgen nie weit reisen konnte, war er Weltbürger.
So besaß er die doppelte Staatsbürgerschaft von Sachsen-Weimar und Frankreich, wollte keinem Fürsten dienen und nur als Mensch und Weltbürger schreiben:

„Es ist ein armseliges, kleinliches Ideal, für eine Nation zu schreiben; einem philosophischen Geiste ist diese Grenze durchaus unerträglich“, schrieb er am 13. Oktober 1789 an seinen Freund und Förderer Christian Gottfried Körner.

In allen Gesellschaften seiner Zeit machte Schiller einen Mangel an Gerechtigkeit und Freiheit aus, glaubte aber nach der französischen Revolution nicht mehr an einen gewaltfreien Übergang zu einem „vernünftigen“ Staat auf politischem Wege. Eine Veränderung sowohl im Politischen als auch im sich selbst entfremdeten Subjekt hielt er „nur auf dem festen Grund eines veredelten Charakters“, das heißt durch Bildung bzw. Selbstbildung für möglich. Ein Ideal, dem er allerdings weder das Leben noch die Freiheit des Subjekts geopfert sehen wollte.

In seiner ästhetischen Theorie, deren bekanntesten Teil Schiller in seinen Briefen „Über die Ästhetische Erziehung des Menschen“ ausgearbeitet hat, suchte und fand er eine Antwort auf die Frage, wie Menschen es lernen können, die eigene sowie die Würde und Freiheit aller anderen zu achten und „den Menschen endlich als Selbstzweck zu ehren.“ Innerhalb der bestehenden Verhältnisse, die den Menschen entfremden, hielt Schiller dies nicht für möglich.

Er suchte nach einem von Herrschafts- und Handlungsinteressen freien Raum, in dem seine Einheit und Freiheit dem Subjekt zumindest temporär erfahrbar werden können und fand diesen in der Kunst, im „ästhetischen Spiel“, im Freiraum des „schönen Scheins“. Hier, so Schiller, könne das Individuum den Zustand psychischer Totalität und Freiheit und darin die „Idee der Menschheit“ erleben, die gleichzeitig Aufklärung über die entfremdete Praxis ist, da sie eine Gegenwelt, ein Ideal erfahrbar macht. Dazu wollte er mit seiner Kunst und dazu sollte auch die „Ästhetische Erziehung des Menschen“, die Vorläuferin der Kulturellen Bildung, beitragen.

Mensch sein und Mensch werden (im Denken, Fühlen, Handeln und Träumen, in der Alltagswelt und im Raum der Fantasie), sich als politisches Subjekt Freiheit nehmen und als Mitmensch Freiheit geben – all das hat Schiller vorgelebt. Sein lebenslanges Fragen nach der Entwicklungsfähigkeit des Menschen und ihren Voraussetzungen führte ihn zu Antworten, die wir heute weitertragen – als Bürger*innen mit zwei der am besten geschützten Grundrechte im deutschen Grundrechte-Katalog: der Menschenwürde und der Kunstfreiheit. Und mit großem Vertrauen in die menschliche Kreativität, die wir mit allen Möglichkeiten der Kulturellen Bildung entdecken und weiterentwickeln helfen möchten.

Autor*in: Dolores Smith