Relative Solmisation
Symposium Relative Solmisation 2015
Von Freitag 23. bis Sonntag 25. Oktober 2015 lud die Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW zum Thema Relative Solmisation ein. Eine Bestandsaufnahme, die Zukunftsvision und Verortung der Relativen Solmisation in der pädagogischen, improvisatorischen und künstlerischen Praxis waren die Ausgangspunkte für praktische Workshops und Diskussionsforen auf dieser Tagung. Eingeladen waren Expert*innen, Fachkolleg*innen, Praktiker*innen und am Solmisationsprinzip Interessierte.
Das Prinzip Relative Solmisation
Solmisieren ist zunächst nichts weiter als eine spezielle Art zu singen, bei der jede einzelne Tonstufe einen bestimmten Namen erhält. Anders als beim textgebundenen oder vokalisierenden Singen wird jedem Ton beim „Aussprechen“ des jeweiligen Namens seine Bedeutung als Grundton, Leitton, Dominante etc. innerhalb der Melodie zugewiesen. Bei der Relativen Solmisation geschieht dies unabhängig von der absoluten Tonhöhe. Das bedeutet: die Bezeichnung der einzelnen Tonstufen ist in jeder Tonart gleich (z.B. gilt für Dur-Tonarten: Grundton = Do – egal, ob die Melodie in C-Dur oder in Fis-Dur steht).
Aber nicht nur die einzelnen Töne erhalten beim Solmisieren die ihnen eigene, funktionale Bedeutung. Vor allem die Abstände zwischen ihnen prägen sich durch die Belegung mit immer den gleichen Bezeichnungen als feste Tonbeziehung ein (z.B. Ti → Do‘ = kleine Sekunde = Leitton-Grundton-Beziehung). So gesehen ist die Solmisation eine Technik, sich beim Singen zeitgleich die Funktionen der einzelnen Tonstufen und damit auch ihr Verhältnis zueinander bewusst zu machen. Die Relative Solmisation stellt aber noch keine Lehr- oder Unterrichtsmethode dar, obgleich sie in vielen musikpädagogischen Konzepten eine Rolle spielt. Es kann immer nur von Lehrsystemen auf Basis der relativen Solmisation oder solmisationsgestützten Unterrichtsmethoden die Rede sein.
Die Silben
Die heute gebräuchlichen Singsilben gehen auf Guido von Arezzo (ca. 1000 – 1050) zurück. Sie lauten für die Stammtöne der Durtonleiter Do Re Mi Fa So La Ti (Do‘), für die Molltonleiter entsprechend La, Ti, Do Re Mi Fa So (La). Für die alterierten Töne existieren uneinheitliche Bezeichnungen, die jedoch alle deutlich machen, von welchem der Stammtöne die jeweilige Alteration ausgeht. Zoltán Kodály verwendet für eine chromatische Tonleiter die Tonsilben: Do Di Re Ri oder Ma Mi Fa Fi So Si oder Lo La Ta Ti (Do‘).
Die Handzeichen
In den meisten Lehrsystemen, die auf Basis der Relativen Solmisation entstanden sind, wird jeder Tonstufe zusätzlich zu ihrem Namen noch ein bestimmtes Handzeichen zugeordnet. Diese Handzeichen wurden erstmals in der „Tonic-Sol-Fa“-Methode des englischen Predigers und Hilfslehrers John Curwen (1816–1880) verwendet und sind seitdem untrennbar mit dem Begriff der Solmisation verbunden.
Veröffentlichungen & Links
Literatur zur Relativen Solmisation
Albrecht, Beate (1995): Durch Greifen – begreifen (Klavier). Merseburger, ISMN M-2007-2074-7, €15,-
Albrecht, Beate (1990): Intervalle Akkorde Kadenzen (Klavier). Merseburger, €12
Abrecht, Beate: Singen mit Silbenfibel. Merseburger
Albrecht, Beate (1985): Töne – Lagen – Griffbrett (Violine). Ed. Merseburger 2091, €17,-
Augustin, Franziska (2013): Die Reise mit der Sopranblockflöte. www.lasomitimketa.de , 978-3-00-043863-9, €26,50
Baberkoff-Montag, Aniko: Hören Singen Spielen“ 70 leichte Stücke für alle Instrumente. www.hoeren-singen-spielen.de , €20,-
Baberkoff-Montag, Aniko: DoMiSo-Singübungen Bd 1-6. www.hoeren-singen-spielen , €64,-
Baberkoff-Montag, Aniko: Hören Singen Spielen II. Fortsetzung am Klavier. www.hoeren-singen-spielen , €20,-
Baberkoff-Montag, Aniko: Hören Singen Spielen. Lieder und Übungen für drei Spieler am Klavier oder mit anderen Instrumenten. www.hoeren-singen-spielen , €20,-
Baberkoff-Montag, Aniko: Klavierbegleitung hierzu. www.hoeren-singen-spielen , €40,-
Baberkoff-Montag, Aniko: „Hören Singen Spielen“ Musikalische Spiele. www.hoeren-singen-spielen , €20,-
Bolender, Roland/Müller, Gregor (2012): Leitfaden Gesangsklasse. Helbling, ISBN 978-3-86227-097-2, €34,90
Bolender, Roland/Müller, Gregor (2012): Schülerheft Gesangsklasse. Helbling, ISBN 978-3-86227-097-2, €9.90
Fuchs, Mechtild: Musik in der Grundschule neu denken – neu gestalten. Rum/Innsbruck, Esslingen: Helbling 2010
Fuchs, Mechtild (Hrsg.): Musikdidaktik Grundschule. Theoretische Grundlagen und Praxisvorschläge. Rum/Innsbruck, Esslingen: Helbling 2016 (darin die Kapitel 6. Singen im Musikunterricht, und 11. Handeln und begreifen: Aufbau musikalischer Fähigkeiten)
Gruhn, Wilfried (2003): Kinder brauchen Musik. Beltz, ISBN 3 407 22867 8, €11,80
Heygster, Malte: Relative Solmisation: Grundlagen, Materialien, Unterrichtsverfahren. Schott, ISBN-10: 37 95 70 74 12, €27,50
Heygster, Malte (2000): Wir am Klavier Methodischer Kommentar. Schott Mainz, ED 8893, €9,50
Heygster/Schmidt-Köngernheim: Wir am Klavier. Schott, ED 8891, €15,50
Losert, Martin: Die didaktische Konzeption der Tonika-Do-Methode. Forum Musikpädagogik Augsburger Schriften Bd. 95, ISBN 978-3-89639-764-5, €39,90
Ritter, Irmhild/Schäfer, Christa: Klangstrasse 1 – Kinderheft. Schott, ED 8531, €14,50
Ritter, Irmhild/Schäfer, Christa: Klangstrasse 1 – Lehrerhandbuch. Schott, ED 8534, €75,-
Ritter, Irmhild/Schäfer, Christa: Klangstrasse 2 – Kinderheft. Schott, ED 8532, €14,50
Ritter, Irmhild/Schäfer, Christa: Klangstrasse 2. – Lehrerhandbuch Schott, ED 8535, €75,-
Ritter, Irmhild/Schäfer, Christa: Klebebilder. Schott, ED 8538, €10,50
Schullz, Axel Christian (2014): Die Schullz-Methode. ACS Musik, ISBN 978-3-945671-00-9, €22,90
Schullz, Axel Christian (2008): do,re,mi… – was ist das?. GNGP, ISBN 978-3-9809790-3-0, €5,59
Sonnenschein, Jürgen (1993): „Los geht´s“ – Eine Gitarrenschule für Kinder (solmisationskompatibel). Schott, ISBN 979-0001082341, €14,50
Trimpert, Heike und Ulrich Moritz (2018). Rhythm Songs. Solmisation plus Bodypercussion – über 100 Lieder und Übungen für Musikunterricht und Chor. Helbling Verlag. ISBN 978-3- 8622727-3-0, € 34,90
Download der Literaturliste (PDF) (Stand 09.04.2018)
Dokumentation zum Symposium
Relative Solmisation 2015
Netzwerk Relative Solmisation
Herbert Fiedler
Studium der Instrumentalpädagogik im Fach Klavier, Trompete und Allgemeine Musikerziehung (AME/EMP). Nationale und internationale Lehrtätigkeiten an Kita, Musikschule, Schule, Musikhochschule und Universität, u.a. an der Folkwang Universität der Künste, der Zürcher Hochschule der Künste, der Hochschule Luzern – Musik und in der Talentförderung Musik im Kanton Luzern. Konzeption und Realisation pädagogischer und künstlerischer Projekte. Aktiv als konzertierender Pianist, Komponist, Arrangeur und Produzent von Songs, Geschichten mit Musik und Hörspielen u.a. für Radio und Fernsehen.
Constanze Heller
Constanze Heller arbeitet seit 1992 als Stimmbildnerin, Chorleiterin, Klavierpädagogin. Studium der Diplom-Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Klavier an der HMTMH Hannover, Solfège am Kodály-Institut in Kecskemét/Ungarn, Musiktheorie und Methodik mit Auszeichnung. An der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg etablierte sie das Fach Solfège mit dem Schwerpunkt Solmisation sowie die Begabtenförderung „Solperim“. Sie vermittelt Solmisation an Kinder, erwachsene Laien, Studierende und Musikpädagog*innen und ist bundesweit als Referentin und Dozentin zu diesem Thema tätig, u.a. auf dem VDM-Kongress 2011/2017, an der HfMT Hamburg, HMTMH Hannover sowie für Fortbildungen des VBSM, der Landesmusikakademie Hamburg und der Akademie der Kulturellen Bildung.
Heike Trimpert
Heike Trimpert studierte Instrumentalpädagogik und künstlerisches Hauptfach Violine an der HfMuT Hamburg. Seit 1993 Anwendung der relativen Solmisation. Zunächst im Instrumentalunterricht, später auch in der Chor- und Orchesterarbeit an der Rendsburger Musikschule e.V. Ab 2004 Aufbau von Musikklassen mit erweitertem Musikunterricht an der Wilhelm-Ophüls-Grundschule in Velbert. 2010 zweite Staatsprüfung in Musik für Sek I/Sek II; Staatsarbeit über Anwendung der relativen Solmisation in der Schule. Bundesweit als Fortbilderin tätig. Leitet Kurse und Workshops für Pädagogen und musikbegeisterte Laien, u.a. seit 2015 in einem Nachfolgeprojekt des „Dortmunder Modells“ (professionelle Musikausbildung von Menschen mit Behinderung). Schwerpunkt ist die Verbindung von Solmisation und Rhythmuspädagogik.