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Was denken die Deutschen über KI? MeMo:KI holt Stimmungsbilder zur digitalen Transformation ein

Wird Künstliche Intelligenz (KI) eine ähnlich breite mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit bekommen wie der Diskurs über den Klimawandel? Wird die gesellschaftliche Resonanz auf Anwendungsfelder der KI irgendwann so bedeutend, dass sie als wahlentscheidend bezeichnet werden kann? Und werden Diskurse über KI von einer kritischen und aufgeklärten Zivilgesellschaft geführt oder – wie in den USA und Großbritannien – eher von Wirtschaft und Industrie dominiert? Diese Fragen bearbeitet ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Center for Advanced Internet Studies (CAIS). Erste Ergebnisse aus dem Projekt MeMo:KI deuten darauf hin, dass Fragen rund um KI bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten, die Meinungsbildung zu KI in der Bevölkerung erst am Anfang steht und viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss.

Ist KI sozial- und demokratieverträglich?

Das Forschungsprojekt „Meinungsmonitor Künstliche Intelligenz“ (MeMo:KI) analysiert im Rahmen einer systematischen und langfristigen Studie die Dynamik des öffentlichen Diskurses über Künstliche Intelligenz in Deutschland. Es will herausfinden, wie Menschen über Künstliche Intelligenz denken, welche Erwartungen sie damit verbinden, wie die Medien über Künstliche Intelligenz berichten, welche Themen sie behandeln, wen sie zu Wort kommen lassen und ob sie eher den Nutzen oder die Risiken betonen. Dabei analysiert das Projekt insbesondere die Vorstellungen der Menschen von einer „sozial- und demokratieverträglichen Technikgestaltung“. Das Projekt möchte Entscheider*innen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aktuelle Stimmungsbilder liefern. Begründet wird dies mit der Erkenntnis, dass sich KI-Technologien nur mit Unterstützung einer aufgeklärten Zivilgesellschaft durchsetzen lassen.

Monatliches Monitoring

Das Monitoring erfolgt über eine monatlich stattfindende Befragung der volljährigen deutschen Bevölkerung und eine Themenanalyse der Medienberichterstattung. Ziel des Projekts ist die Etablierung eines Instruments zur kontinuierlichen Beobachtung des Diskurses rund um Künstliche Intelligenz, um in der Langzeit-Beobachtung Wechsel in den Einstellungen identifizieren zu können. Ferner geht es um die Versorgung der interessierten Bevölkerung mit Informationen als Hilfe zur Selbstbeobachtung und -einschätzung sowie die frühzeitige Erkennung wichtiger gesellschaftlicher Anliegen rund um die digitale Transformation. Untersucht wird auch, inwieweit die Diskurse auch Expert*innen sowie die Politik in ihren Entscheidungen beeinflussen und Wechselwirkungen beobachtet werden können. Die Langzeit-Analyse hat zum Ziel, den Kipppunkt auszumachen, ab dem der Diskurs so intensiv geführt wird, dass er als politisiert und damit „relevant für Wahlentscheidungen“ angesehen werden kann.    

Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse der durchgeführten Umfragen werden in Form von Dashboards und Factsheets für den akademischen Diskurs aufbereitet oder in Vorträgen und Publikationen weiterverbreitet. Factsheets behandeln immer wieder aktuelle Themen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz: etwa was die deutsche Bevölkerung über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Corona-Pandemie denkt, wie sie zum Thema Diskriminierung und Künstlicher Intelligenz steht oder wie sie über Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt, im Journalismus und bei Empfehlungssystemen denkt. Die Analyse der Medienberichterstattung lässt sich Monat für Monat nach der Anzahl der veröffentlichten Artikel zu KI, den Top 5-Themen und nach Themenkategorien verfolgen.

Erste Ergebnisse

Auf den ersten Blick sind mehrere Ergebnisse auffallend. Mehr als die Hälfte der Befragten (51,3 %) gibt an, ein niedriges Interesse an Künstlicher Intelligenz zu haben. Wobei der Anteil der befragten Frauen mit niedrigem Interesse bei 60 % und damit um 19 % höher liegt, als das Ergebnis bei den Männern (41 %). In der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahre, also in der Phase des Einstiegs in Studium oder Beruf, liegen die Interessen am deutlichsten auseinander: 61,5 % der Frauen geben hier ein niedriges Interesse an im Gegensatz zu den Männern, von denen nur 31,9 % wenig Interesse zeigen.

Zustimmungsraten korrelieren mit persönlicher Betroffenheit

Bei der Frage, wie erwünscht Künstliche Intelligenz in einzelnen Anwendungsfeldern ist, zeigt sich neben den bekannten Unterschieden zwischen Männern und Frauen noch ein anderes Phänomen: Je weniger die Befragten involviert und persönlich betroffen sind, desto höher scheinen die Zustimmungsraten zu dieser Technologie zu sein. So sind 32,5 % der Befragten „voll und ganz“ für einen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der industriellen Produktion, aber nur 6,9 % befürworten den Einsatz im persönlichen Alltag. Überhaupt vermuten die Befragten insbesondere bei Anwendungsfeldern, „die persönliche wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen können, wie individualisierte Preisgestaltungen, Kreditvergaben oder Wohnungsvermietungen“, ein „erhöhtes Diskriminierungspotenzial durch KI“ (Factsheet Nr. 2). Während in der Altersgruppe der über 70-Jährigen sich 18,7 % aller Befragten die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Schulen und Universitäten vorstellen können, sind dies in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, also der potentiell Betroffenen, nur 9 %. Auch Bereiche wie Justiz, Politik, Sicherheitsbehörden oder öffentliche Verwaltung, die gemeinhin als besonders sensibel gelten, weisen nur geringe Zustimmungsraten auf. Dies deutet darauf hin, dass der Einsatz von KI zur Steuerung von Gesellschaften auf absehbare Zeit nur wenig Zustimmung erfahren könnte.

Zustimmungsraten korrelieren mit persönlicher Erfahrung

Andererseits scheinen persönliche Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz auch gegenteilige Effekte zu haben. Während – wie oben bereits erwähnt – den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im persönlichen Alltag von allen Befragten nur von 6,9 % „voll und ganz“ begrüßen, sind es in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen, also jener Gruppe mit den mutmaßlich umfangreichsten Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz im Alltag, immerhin 18 %.   In den nächsten zwei Jahren sind von dem Forschungsprojekt sicher noch viele interessante Ergebnisse zu erwarten, die das Meinungsbild zu KI transparenter machen werden. Das Projekt wird von der Stiftung Mercator gefördert und läuft noch bis März 2024.

Projektwebsite: https://www.cais.nrw/memoki/